flexart - flexible@art

Flexibilisierung und Prekarisierung sind beides Schlagwörter, welche seit längerer Zeit für verschiedenste gesellschaftliche Veränderungen herangezogen werden. So kann in Anbetracht einer sog. New Economy und einer wachsenden Anzahl von Ich-AGs von einem neuen "UnternehmerInnentum für alle" gesprochen werden. Vor allem das Spannungsverhältnis zwischen Flexibilität und Prekarität zeigt sich bei den Arbeitsbedingungen und -verhältnissen von KünstlerInnen und KulturarbeiterInnen sehr deutlich.

Beschäftigungsverhältnisse am Rande des oder unter dem Existenzminimum, permanentes Job-Hopping von einem Projekt zum nächsten, Steh- und Wartezeiten ohne Anspruch auf Arbeitslosengeld, aber natürlich auch ehrenamtlich verrichtete Arbeit prägen nicht selten den Alltag und das Schaffen in diesem Feld. Obwohl eine Vielzahl an Publikation, Veranstaltungen und Aktionen zur Problematik einer um sich greifenden Prekarisierung bislang Eingang in künstlerische Diskurse und sogar Museen fand, ergeben sich durch die Konzeption und Ausgangslage für das Projekt flexible@art grundlegend zwei besondere Chancen. Zum einen wird als forschungs- und projektimmanent ein transdisziplinärer und experimenteller Zugang verfolgt. Dieser definiert sich nicht durch ein nebeneinander von verschiedenen Disziplinen, sondern durch eine möglichst gleichwertige Vermischung, einer bewussten und aktiven Nutzung von Schnittstellen von SozialwissenschafterInnen, KulturwissenschafterInnen, KünstlerInnen, KulturarbeiterInnen, auch und vor allem im Zusammenhang mit PraktikerInnen der Arbeitsmarktpolitik im kulturellen Feld. Andererseits sollen regionale wie lokale Gesichtspunkte, im Speziellen die Kunstuniversität Linz und das künstlerische und kulturelle Umfeld in den Mittelpunkt des Interesses gerückt werden, ohne gesamtgesellschaftliche Veränderungen aus dem Blickwinkel zu verlieren. Die zentralen Schlagwörter und Begriffe (Prekarisierung, Flexibilisierung, Kreativität, Innovation, Cultural Enterpreneurs, Ich-AG. Kreativwirtschaft, etc.) werden hinsichtlich der spezifisch lokalen und regionalen Bedeutung kritisch analysiert, bearbeitet und dahingehend aufbereitet, dass damit neue Handlungsoptionen ermöglicht werden sollen. Durch Schwerpunktsetzungen wie auf Genderspezifika, Kulturhauptstadtjahr 2009, einem Medienstandort Linz, aber auch das konkrete Einwirken der Forschungsergebnisse in Lehrpläne, Weiterbildungsmodule, wie auch spezifische Lehrveranstaltungen sowohl an der Kepler Universität wie an der Kunstuniversität und verschiedenste geplante Veranstaltungen soll der Thematik zu einer besonderen Intensität verholfen werden. Verfolgt wird eine Weiterführung und Zuspitzung, ein Bearbeiten und Vernetzen bestehender Diskurse aus unterschiedlichen Kontexten mit dem konkreten Ziel einer Verbesserung der Einstiegssituationen von AbsolventInnen künstlerischer Studien in den Arbeitsmarkt wie einer allgemeinen Verbesserung der Rahmenbedingungen für Kulturarbeit.
Flexible@Art ist ein transdisziplinäres Forschungsprojekt der Kunstuniversität Linz mit zahlreichen ProjektpartnerInnen. Es wird durchgeführt gemeinsam mit dem Institut für bildende Kunst und Kulturwissenschaften an der Kunstuniversität Linz, der KUPF - Kulturplattform Oberösterreich, dem Forum Freunde und AbsolventInnen der Kunstuniversität Linz, FIFTITU% - Vernetzungsstelle für Frauen in Kunst und Kultur, LIquA - Linzer Institut für qualitative Analysen, ÖH an der Kunstuniversität Linz, Institut für Gesellschafts- und Sozialpolitik an der Johannes Kepler Universität und Abteilung für Kunst- und Kultursoziologie an der Universität für Angewandte Kunst in Wien.

Das Verlängerungsprojekt:

Mit dem Verlängerungsprojekt soll das erfolgreiche Projekt auf eine festere Basis gestellt und der Diskurs rund um Prekarisierung(stendenzen) des Kunst- und Kulturfeldes weitergeführt werden, beispielsweise im Zusammenhang mit Arbeitsbedingungen und nachhaltigen Effekten im Kunst- und Kultursektor durch Linz als Europäische Kulturhauptstadt 2009 und darüber hinaus mit regionalen, europaweiten und globalen Fragestellungen und Kooperationen die Prekarisierungsdiskussionen und Antiprekarisierungsbewegung betreffend.

 

// Teilzeitbeschäftigung
Teilzeitbeschäftigung liegt grundsätzlich dann vor, wenn die durchschnittliche wöchentliche Arbeitszeit unter jener eines Normalarbeitsverhältnisses liegt. Im 1992 beschlossenen arbeitsrechtlichen Begleitgesetz wird Teilzeitarbeit dann angenommen, wenn „[...] die vereinbarte Wochenarbeitszeit die gesetzliche Normalarbeitszeit oder eine durch Normen der kollektiven Rechtsgestaltung festgelegte kürzere Normalarbeitszeit im Durchschnitt unterschreitet.” (Arbeitsrechtliches Begleitgesetz 1992, BGBl. Nr. 833/1992, § 19c Abs. 1) In der empirisch-statistischen Erfassung wird auf eine bestimmte Anzahl von Wochenarbeitsstunden abgestellt, je nach verwendetem Erfassungskonzept. Bei beiden in Österreich verwendeten Konzepten, dem Lebensunterhaltskonzept (LUK) und dem seit 1994 international üblichen Labour-Force-Konzept (LFK) gilt als Teilzeitbeschäftigung ein wöchentliches Arbeitsausmaß von höchstens 35 Stunden. Beim LUK werden allerdings nur jene Personen erfasst, die eine Normalarbeitszeit von mindestens 12 Stunden in der Woche angeben, wohingegen beim LFK alle Personen mit bereits einer geleisteten Stunde in der Referenzwoche der Erhebung als erwerbstätig gelten und somit erfasst werden.
GLOSSAR
// Arbeit auf Abruf
// Atypische Beschäftigungsformen
// Befristete Arbeitsverhältnisse
// Employability Employability
// Flexibilisierung
// Gender
// Geringfügige Beschäftigung
// Gouvernementalität
// Immaterielle Arbeit
// Leiharbeit
// Normalarbeitsverhältnis
// Prekariat
// Prekarisierung
// Projekt
// San Precario
// Scheinselbständige Erwerbsarbeit
// Teilzeitbeschäftigung
// Telearbeit
// Transdisziplinarität
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