Flexible@Art @ Media Space Society
ORANGE 94.0 conferenceoftheproject
radio.territories: interventions
in urbanspace
14. - 17. September 2006 in Vienna
// Flexibilisierung
Die freie Enzyklopädie Wikipedia defi niert unter Flexibilisierung „[...]
grundsätzlich die Aufl ösung vormals starrer Strukturen. [...] In der
Wirtschaft bezeichnet Flexibilisierung den Übergang von den umfassend
vertraglich geregelten Arbeitsverhältnissen des Fordismus
(Normalarbeitsverhältnis, feste Arbeitszeiten, tarifvertraglich festgelegte
Gehälter, Kranken- und Urlaubsgeld, Kündigungsschutz)
zu einer Arbeitsorganisation weitgehend ohne feste Vorgaben. [...]
Für die Gesellschaft spricht man von Flexibilisierung in Bezug
auf grundlegende Veränderungen des Systems der Sozialversicherungen
(hier teils nahezu gleichbedeutend mit Privatisierung).”
(Wikipedia 2006, http://de.wikipedia.org/ wiki/Flexibilisierung).
Der wohl einfl ussreichste wissenschaftliche Beitrag zur Flexi-bilisierungsdebatte
innerhalb der letzten Jahre wurde vom amerikanischen
Soziologen Richard Sennett (1998) verfasst. Er weist dem Begriff der
Flexibilität mehrere charakteristische Merkmale zu. Dem Aufbrechen
blinder Routine, der Entbürokratisierung, der Offenheit für kurzfristige
Veränderungen und der geringeren Abhängigkeit von Regeln und förmlichen
Prozeduren stehen permanentes Risiko und der Verlust an
Sicherheit als negative Erscheinungen gegenüber. Der Begriff hat eine
Metamorphose durchgemacht: Während bis in die zweite Hälfte des 20.
Jahrhunderts hinein dauerhafte und vergleichsweise starre Verhaltens-reglementierungen
sich großer Wertschätzung erfreuten, wurde Flexibilisierung
im Zuge der Entwicklung der postindustriellen Gesellschaften
zu einem geläufi gen Schlagwort. Wurden mit ihm dabei zunächst noch
beinahe ausschließlich positive Eigenschaften wie Spannungsmotor,
Entbürokratisierung, befruchtend, neue Möglichkeiten durch Switchen
oder die Aneignung von fremden Disziplinen in Verbindung gebracht,
kamen ab den 1990er-Jahren zunehmend Stimmen auf, die eine Reduktion
des ursprünglichen Sinns des Begriffs, nämlich jenen der „Dehnfestigkeit”,
auf eine reine Anpassungsnotwendigkeit von Arbeitskräften
kritisierten. Durch das Knüpfen von Verbindungslinien und die Analyse
von Entwicklungen auf den einzelnen Arbeitsmärkten wurde Flexibilisierung
in diesem Zusammenhang auch als ein wesentliches Kriterium für
Prekarität defi niert. (vgl. Zillian 1997, Bröckling et al. 2000)